
Projekt „Mädchen und Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr“

Von 2005 bis 2008 führte der Deutsche Feuerwehrverband das Projekt „Mädchen und Frauen in den Freiwilligen Feuerwehren“ im Rahmen des Programms „Generationsübergreifende Freiwilligendienste“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durch.
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Rund eine Million Menschen sind in Deutschland ehrenamtlich in der Feuerwehr aktiv. Dabei liegt das Engagement der Männer bislang deutlich über dem der Frauen. Diese bildeten im Jahr 2005 mit bundesweit mehr als 6,83 Prozent (71.239 Feuerwehrfrauen) immer noch eine kleine Minderheit. Zum Ende des Projekts im Jahr 2008 konnte dieser Anteil auf 7,73 Prozent (80.586 Frauen) bei den Erwachsenen gesteigert werden.
Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) und die Deutsche Jugendfeuerwehr haben Gender Mainstreaming im Jahre 2003 als Leitprinzip in der verbandlichen Arbeit verankert. In der praktischen Arbeit musste dieses Prinzip, nämlich die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, noch mit mehr Leben erfüllt werden. Die Feuerwehren möchten Mädchen und Frauen verstärkt für bürgerschaftliches Engagement gewinnen. Langfristig strebt der Deutsche Feuerwehrverband an, den jetzigen Mitgliederstand der Feuerwehrfrauen im aktiven Dienst zu verdoppeln. Letztlich hängt davon auch ab, die Leistungsfähigkeit des Brand- und Katastrophenschutzes langfristig zu sichern.
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Damit die Steigerung der Anzahl aktiver Feuerwehrfrauen gelingt, wurde im Jahr 2005 vom DFV unter Beteiligung der Deutschen Jugendfeuerwehr ein Forschungsprojekt „Mädchen und Frauen in der Feuerwehr“ initiiert. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ging ein Forschungsteam (Prof. Angelika Wetterer, Dr. Margot Poppenhusen, Dr. Anja Voss) auf die Suche nach Gründen für das Fernbleiben von Frauen in der Feuerwehr. Diese lagen beispielsweise in der mangelnden Vereinbarkeit von Ehrenamt und Familie, aber auch in den Umgangsformen sowie in der mangelnden Sichtbarkeit von Feuerwehrfrauen als ein ganz normaler Bestandteil der Feuerwehr. Den Abschlussbericht gibt es, ergänzt um den Praxisteil, als Buch zur Online-Lektüre und kostenfreier Bestellung.
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Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden zwölf Leitlinien für Modellprojekte entwickelt, die die Integration von Mädchen und Frauen in die Feuerwehr fördern:
- Frauen sichtbar machen im Erscheinungsbild der Feuerwehr (sowohl feuerwehrintern wie für die allgemeine Öffentlichkeit)
- Kultur der Anerkennung (Vertrauen statt Misstrauen)
- Abbau Frauen diskriminierender Einstellungen und Verhaltensmuster
- Aktive Förderung statt passiver Toleranz
- Kultur der Vielfalt statt männlicher Monokultur (offen sein für Frauen und Männer und Gruppen unterschiedlicher sozialer Herkunft)
- Berücksichtigung veränderter Lebensverhältnisse (Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Ehrenamt – nicht nur für Frauen)
- Lernende Organisation: Institutionalisierung von Lernprozessen, Verbesserung des Informationsflusses
- Kooperation statt Hierarchie und Konkurrenz
- Vorbildfunktion von Vorstandsgremien (Frauen sichtbar machen, an Entscheidungen und Gremien beteiligen)
- Öffentliche Anerkennung und Auszeichnung vorbildlicher Leistungen und Modelle zur Frauenbeteiligung
- Kontinuierliche Berichte in den Feuerwehrmedien über Fortschritte bei der Integration von Frauen
- Neue Schwerpunkte bei der Ausbildung von Führungskräften (Vermittlung sozialer Kompetenz und Genderkompetenz
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Im Folgeprojekt „Mädchen und Frauen in den Freiwilligen Feuerwehren“ im Rahmen des Programms „Generationsübergreifende Freiwilligendienste“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurden die Leitlinien seit September 2005 konkret umgesetzt. Der Projektzeitraum endete am 31. Dezember 2008.
Schwerpunkte waren hierbei:
- Die Vernetzung von Feuerwehrfrauen auf Bundes- und Landesebene (fünf Regionalkonferenzen mit mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im 1. Projektjahr, eine Bundeskonferenz der Deutschen Jugendfeuerwehr). Im 2. Jahr Projekte auf Landesebene (Regionalkonferenzen, bessere Vereinbarkeit von Familie und Ehrenamt, Schulung in geschlechtergerechter Öffentlichkeitsarbeit, fließender Übergang von Jugendfeuerwehr in Einsatzabteilung). Im 3. Jahr Konferenzen, selbst organisiert durch Landesfrauensprecherinnen mit Unterstützung des DFV-Teams.
- Bessere Vereinbarkeit von Familie, Ehrenamt und Beruf (Entwicklung einer Handreichung für die Praxis, zusätzliche Themen „Schwangerschaft und Feuerwehrdienst“ sowie „Übertritt statt Austritt – Übergang von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung“), verteilt an alle 480 Landes-, Kreis- und Stadtfeuerwehrverbände.
Download Handreichung - Geschlechtergerechte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in und für die Feuerwehr durch die paritätisch besetzte Pressestelle des Deutschen Feuerwehrverbandes. Abdeckung aller Feuerwehrbereiche sowie veranstaltungs- und zielorientierte Berichterstattung über das Projekt (Bundesministerin Ursula von der Leyen beim Feuerlöschen mit Feuerwehrfrauen als Motiv am Tag der Offenen Bundesministerien, Präsenz bei Veranstaltungen auf Bundes- und Landesebene etc.).
- Werbung von Frauen für ehrenamtliches Engagement in der Feuerwehr: Bundesweite Werbekampagne durch Feuerwehr-Jahresaktion 2007/08 „Frauen am Zug“
- Beteiligung von Frauen in den Gremien des DFV und der Landesfeuerwehrverbände.
- Schulungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zum Thema „Führungskompetenz und Geschlechtergerechtigkeit mit ausgewählten Führungskräften der Bundes- und Landesebene.
- Mentoring-Projekt „Feuerwehr-Tandem“ der Deutschen Jugendfeuerwehr. Erfahrene Mentorinnen teilten ihre Erfahrungen mit jungen Feuerwehrfrauen. Ziel: Übertritt von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung erleichtern, Führungspositionen vorbereiten, Karrierechancen in der Feuerwehr verbessern.
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„Diese Kampagne ist witzig, spritzig und zukunftsweisend, wie das wichtige Thema, das sich dahinter verbirgt“, lobte die damalige Bundesministerin Ursula von der Leyen 2007 die Feuerwehr-Jahresaktion „Frauen am Zug“ des Deutschen Feuerwehrverbandes.
Im Mittelpunkt der bundesweiten Werbekampagne stand die Verstärkung des Engagements von Frauen in den Freiwilligen Feuerwehren. „Frauen am Zug“ ist ein Wortspiel, mit dem das Ziel plakativ und charmant-irritierend vermittelt werden soll – sowohl als Aufforderung nach innen als auch als Signal nach außen.
„Millionen Frauen engagieren sich heute überall in Deutschland in den unterschiedlichsten Aufgabenbereichen ehrenamtlich für die Allgemeinheit. Dass sie sich dabei längst nicht mehr auf überkommene Rollenbilder festlegen lassen, ist ein Gewinn für die gesamte Zivilgesellschaft. Zehntausende weibliche Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren, die zuverlässig, belastbar und professionell ausgebildet ‚ihre Frau stehen’ sind der beste Beweis“, erklärte die Bundesministerin bei der Eröffnung.
Die Motive der Kampagne „Frauen am Zu“ zeigen das Engagement von Frauen in der Feuerwehr. Ein Handbuch gibt Hilfestellung bei der Umsetzung. Die Dokumente stehen hier als pdf zum Selbstdruck zur Verfügung:
Werbekampagne „Frauen am Zug“




