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Erwartungen der gesetzlichen Unfallversicherungen, Gefahrstoffexposition im Einsatz, Expositionsvermeidung und Expositionsdokumentation standen im Mittelpunkt des digitalen Vortrags von Tim Pelzl, Leiter des Fachbereichs Feuerwehren, Hilfeleistungen, Brandschutz der Deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Mehr als 230 interessierte Fachleute schalteten sich bei der Veranstaltung aus der Reihe „DFV direkt“ des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) ein. Thema waren das Krebsrisiko im Feuerwehrdienst sowie über zugehörige DGUV-Forschungsprojekt. „Wichtig ist es, sich über das Thema bewusst zu sein und damit anzufangen“, so Pelzl.

Den fachlichen Teil begann er mit einem Exkurs in Sachen Brandrauch und stellte noch einmal die gesundheitlichen Gefahren dar. Besonders gefährlich nannte er die organischen Brandzersetzungsprodukte und das damit verbundene Krebsrisiko. „Ruß hat auch immer Schadstoffe“, konstatierte er. „Aromatische Verbindungen wie Benzol mit krebserregenden Potenzial sind im Brandrauch immer vorhanden“, fügte Pelzl hinzu. Ebenso verwies er auf die Gefahren durch Asbest- und Carbonfasern.

Die International Agency for Research on Cancer (IARC) der WHO hat im vergangenen Jahr die berufliche Exposition im Feuerwehreinsatz als krebserregend für Menschen eingestuft (s. https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/4567). Das Forschungsprojekt der DGVU hat hierzu unterschiedliche Einsätze untersucht. Am Forschungsprojekt haben sowohl Angehörige der Berufs- als auch der Freiwilligen Feuerwehr teilgenommen, die nach den jeweiligen Einsätzen untersucht wurden. Hierbei wurden unterschiedliche Überschreitungen der Referenzwerte festgestellt. Besonders stark waren die Überschreitungen beim Angriffstrupp bei der Brandbekämpfung unter Atemschutz. Darüber hinaus gab aber auch durchaus Überschreitungen bei den Gruppenführern. Untersucht wurden aber auch die Belastungen bei Übungen in Brandübungsanlagen. „Bei Nullsicht im Container gab es die höchsten Werte“, so Pelzl.

„Bei Realbränden ist die Belastung der Einsatzkräfte genauso hoch wie in Brandübungscontainern“, so der Referent. „Wenn Schutzkleidung und Atemschutz ordnungsgemäß getragen wird, werden die Belastungen minimiert, aber nicht ganz ausgeschlossen“, lautete das Fazit. Berücksichtigt werden muss aber auch, dass die Einsatzbelastung für die einzelne Einsatzkraft sehr unterschiedlich ist.

Das staatliche Arbeitsschutzrecht fordert auch für den Einsatz ein Minimierungsgebot, daher erläuterte Pelzl auch umfangreich die Möglichkeiten der Expositionsvermeidung.

Expositionsvermeidung vor dem Einsatz
Hierbei sind neben den Brandeinsätzen auch Einsätze in anderen Bereichen zu beurteilen. Als eine mögliche Maßnahme nannte der Referent unter anderem einen von außen zugänglichen Lagerbereich für kontaminierte Gegenstände an Gerätehäusern. „Bei der Reinigung von Atemschutzgeräten muss man ebenfalls Risiken zugrunde legen und auch immer Raum für Ersatzgeräte schaffen“, so Pelzl. Er wies aber auch darauf hin, dass kontaminierte Atemschutzgeräte oder persönliche Schutzausrüstung nicht im Mannschaftsraum transportiert werden sollten, um auch so die Risiken für die Einsatzkräfte zu minimieren. Hier sollten spezielle Transportbehälter genutzt werden. Als wichtigen Teil der Risikominimierung nannte er auch das Reinigen der Schutzstiefel nach Einsätzen. Er unterstrich auch hier die Vorhaltung von Wechselkleidung oder Ersatzausrüstung. „Wichtig ist aber auch, dass die Einsatzkräfte entsprechend eingewiesen sind; dies gilt auch für das Wechseln von kontaminierter Kleidung“, so der Referent. Als relevant nannte er aber auch das Vorgehen mit entsprechender Schutzausrüstung bei warmen Brandstellen und Vegetationsbränden. „Wenn ich heimkomme und kann mich innerhalb von fünf Minuten umkleiden, macht das die Sache viel einfacher“, beschrieb er den Vorteil von Ersatzkleidung in Feuerwehrgerätehäusern.

Expositionsvermeidung beim Einsatz
„Wenn ich bei Einsätzen Atemschutz einsetzen muss, ist das ein wichtiges Indiz dafür, dass ich mit Kontamination rechnen muss. Dies gilt auch bei Brandübungscontainern“, so Pelzl. „Kontaminierte Einsatzkleidung sollte vor Ort abgelegt werden und man sollte innerhalb von einer Stunde duschen“, erklärte der Referent. Es sei aber auch an eine belastungsarme Taktik zu denken. Gegebenenfalls sollten kontaminierte Einsatzkräfte nach vorab grob mit Wasser gereinigt werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass kontaminierte Einsatzkleidung oder Geräte in verschlossenen Behältnissen transportiert werden.

Expositionsvermeidung nach dem Einsatz
Die Zeit zwischen Kontamination und Reinigung sollte möglichst kurz sein. Wichtig ist auch die Dokumentation der Exposition von Geräten und Persönlicher Schutzausrüstung. „Gegebenenfalls müssen im Einzelfall auch Geräte oder Persönliche Schutzausrüstung entsorgt werden“, so Pelzl. Zur Expositionsdokumentation hat die DGUV entsprechendes Material zur Verfügung gestellt.

Fazit
Kontamination wird noch zu oft nicht auf Brandrauch bezogen. Das Anlegen von Atemschutz und vollständiger Persönlicher Schutzausrüstung minimiert die Belastung für die Einsatzkräfte und ist ebenso wichtig wie die richtigen Planungen und Schulungen vor Ort.

Ausblick
Die DGUV plant derzeit die Weiterführung der Studie. Ebenso soll der Bereich Vegetationsbrand untersucht werden. Darüber hinaus sollen Untersuchungen auf weitere Gefahrstoffe erfolgen. Eine weitere Studie soll im Bereich der Reinigung der Persönlichen Schutzausrüstung folgen.

Im Anschluss gab es noch Nachfragen aus dem Plenum, etwa zur Nutzung von FFP2-Masken gefragt. Hier empfahl Tim Pelzl, die vorhandenen Masken aufzubrauchen und im Anschluss FFP3-Masken, möglichst mit Ausatemventil, zu beschaffen.

Weitere Informationen zum Thema gibt es in zahlreichen Publikationen der DGUV: https://publikationen.dguv.de/.

(Friedrich Kulke/DFV-Presseteam)