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Deutscher Jugendfeuerwehrpionier in Schweden

Marius Ruschke ist „Mädchen für alles“ bei der DJF

Halle. „Die Jugend ist heute kein bisschen schlechter als früher, sie ist nur diskutierfreudiger, und das ist gut so. Wir wünschen uns offene, kreative, tolerante junge Menschen“, antwortet Marius Ruschke mit Nachdruck. Und er muss es wissen. Seit vier Jahrzehnten hat er sich der Jugendfeuerwehr verschrieben, kennt die Jugendfeuerwehren auf nationaler und internationaler Ebene. Ist kein Offizieller, aber überall präsent und Dank seines Organisationstalentes auch immer wieder z.b.V. oder „Mädchen für alles“ – die rechte Hand von Gunther Born, dem Vorsitzenden des Fachausschusses Wettbewerbe und Wettbewerbsleiter der Deutschen Jugendfeuerwehr (DJF). „Wettbewerbe ohne Marius zu organisieren, kann ich mir gar nicht vorstellen“, bestätigt dieser dann auch prompt.

Bei den Jugendfeuerwehren ist Marius Ruschke als glasharter Diskussionspartner und harter Hund bekannt. Er sagt von sich selbst: „Das ist nicht schlimm, denn ich nehme jeden Jugendlichen als Persönlichkeit wahr und behandle ihn auch so.“ Marius Ruschke, der selbst keine Kinder hat, wurde vor kurzem in seinem Heimatlandkreis Nordfriesland, Schleswig Holstein, nach 26 Jahren als Kreisjugendwart herzlich verabschiedet. Rund 400 Gäste nahmen am fünfstündigen Programm teil. Seine Jugendfeuerwehren schenkten ihm zum Abschied eine Reise nach New York. „Dieser Moment hat mich überwältigt. Mir stiegen Tränen in die Augen, ich war echt sprachlos und das will was heißen.“ Der 64jährige hat viele Jugendfeuerwehrleute bis zum aktiven Dienst und darüber hinaus begleiten dürfen. „Das ist der schönste Lohn für die viele Arbeit“, sagt er heute.

Jugendfeuerwehr ist sein Lebensinhalt, das lässt sich an zwei weiteren Punkten messen. Marius Ruschke war es, der in Schweden den Anstoß für die Gründung eines nationalen Jugendfeuerwehrverbandes gab. „Heute zählt dieser zwar erst 37 Jugendwehren, ist aber auf einem guten Weg“, meint der Schwedenfan.

Marius Ruschke ist eigentlich schwer krank. Er leidet seit rund 20 Jahren unter Lateral Sklerose, einer Krankheit, die meistens tödlich endet. „Meine Ärzte sagten mir, ich habe riesengroßes Glück und wohl nur die gelbe Karte erwischt. Rot wäre tot“, erzählt er. Er behauptet heute, die grandiosen Erlebnisse mit den Jugendlichen auf allen Ebenen, das ständige Aktivsein für die Feuerwehr haben ihm keine Zeit gelassen, über seine Krankheit nachzudenken. Tatsache ist, dass ihm doch öfter die Kraft fehlte, bestimmte Dinge zu tun. „Dann setze ich mich eben hin und ruhe ein bisschen aus“, ist die lapidare Antwort.

Er ist ein Mensch, der auf andere zugeht, redet und die Auseinandersetzung nicht scheut. „Wir sollten immer miteinander, nicht übereinander auf sachlicher Basis reden. Freundschaft und Kameradschaft dürfen an unterschiedlichen Meinungen nicht scheitern“, ist seine Devise. Auf die Frage hin, was denn das besondere an der Jugendarbeit im Feuerwehrwesen sei, meint er: „Wir fördern den Teamgeist in einer breiten und schwierigen Altersspanne von 10 bis 18 Jahren. Wir mischen Spiel, Sport, Spaß und Spannung mit Feuerwehrtechnik und sorgen mit Wettbewerben, Zeltlagern und Fahrten dafür, dass unsere Jugendfeuerwehrmitglieder früh lernen, über den Tellerrand zu schauen“. Letzteres ist ihm sehr wichtig. Im kommenden Jahr, nach den Ausscheidungen im Bundeswettbewerb der Jugendfeuerwehren für Kroatien, wird Marius Ruschke gehen, leise seinen Posten Mädchen für alles abgeben. Er will dies nicht mit Wehmut tun, sondern ganz bewusst Jüngeren Platz machen, wenn denn jemand diesen Job übernehmen will.