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„Fast jeden Tag werden Retter in der Ukraine getötet: Die deutsche Unterstützung hilft bei unserer Arbeit“

Emotionaler Dank bei 69. DFV-Delegiertenversammlung / Test für Feuerwehrrente

Hannover – „Fast jeden Tag werden Retter durch Beschuss auf unserem ukrainischen Territorium getötet, verletzt oder gefangengenommen. Wir haben einen großen Teil unserer Ausrüstung verloren. Fahrzeuge und Geräte sind zerstört worden.“ Oleksandr Waskowski, Deputy Director des Staatlichen Dienstes der Ukraine für Notfallsituationen (DSNS/SES), berichtete bei der 69. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) in Hannover persönlich von den unvorstellbaren Ereignissen in der Ukraine. „Bei unserer Arbeit hilft die starke Unterstützung der internationalen Gemeinschaft. Besonders danke ich in der Regierung und den Menschen in Deutschland!“, wandte er sich in einer emotional aufrührenden Rede an die Delegierten und Gäste.

General Serhiy Kruk, oberster Katastrophenschützer und Feuerwehrchef der Ukraine, sendete eine Videobotschaft: „Seit den ersten Tagen des Krieges rettet unsere Feuerwehr Menschen aus den brennenden und vom feindlichen Beschuss zerstörten Häusern, Krankenhäusern und Kindergärten – alles unter Lebensgefahr. Gerade dank Ihrer Unterstützung, liebe Freunde, können die ukrainischen Retter der ukrainischen Zivilbevölkerung rund um die Uhr helfen.“

„Wir selbst können nicht nachvollziehen, was es heißt, unter Beschuss Brände zu löschen und Menschenleben zu retten. Die deutschen Feuerwehrleute sind mit dem Herzen bei allen Einsatzkräften in der Ukraine. Wir sind bei euch. Wir helfen euch. Wir vergessen euch nicht!“, so DFV-Präsident Karl-Heinz Banse.

Die 69. Delegiertenversammlung des Deutschen Feuerwehrverbandes fand im Rahmen des 29. Deutschen Feuerwehrtages statt. Parallel ging in Hannover die Weltleitmesse INTERSCHUTZ erfolgreich über die Bühne. Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Messe AG, überreichte der „Feuerwehrhilfe Ukraine“ des DFV eine Spende in Höhe von 100.000 Euro. „In tiefer Solidarität unterstützen wir die Aktion mit einem Euro pro Besucher. Das ist eine Spende von uns allen, da alle dazu beigetragen haben, dass die INTERSCHUTZ stattfinden konnte“, erklärte Köckler.

DFV-Präsident Banse: Besondere Herausforderungen für Bevölkerungsschutz

„Klimawandel, Pandemie, Ukrainekrieg: Insbesondere die Feuerwehren, aber auch alle Menschen in Deutschland und weltweit haben sehr bewegte Zeiten erleben müssen und erleben sie noch immer. Der Bevölkerungsschutz und damit auch die Feuerwehren als die stärkste Säule darin steht nun vor besonderen Herausforderungen“, erklärte DFV-Präsident Karl-Heinz Banse in seiner Rede. „Die Feuerwehren müssen in den Strukturen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe direkt vertreten sein. Insbesondere gilt dies für das Gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz und das entsprechende Verbindungsbüro!“, betonte er einen der zentralen Punkte des 29. Deutschen Feuerwehrtages. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte anlässlich der Eröffnung der Feuerwehr-Großveranstaltung zugesagt, dass die mehr als eine Million Feuerwehrangehörige im Gemeinsamen Kompetenzzentrum direkt vertreten sein sollen. „Nun gilt es, aus dieser Zusage in die Praxis zu gehen“, blickte Banse in die Zukunft.

„Die Bedrohungslage führt auch zur multiplen Gefährdung der inneren und äußeren Sicherheit“, bekräftigte Boris Pistorius, Minister für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen. Eine Stärkung der Landesverteidigung müsse Hand in Hand gehen mit der Stärkung des Bevölkerungsschutzes: „Ein handlungsfähiger Zivilschutz steht immer auf den starken, breiten Schultern des Katastrophenschutzes in Bund und Ländern“, so der Landesinnenminister. Seiner Ansicht nach sei eine Trennung von Zivil- und Katastrophenschutz nicht mehr zeitgemäß; er schlug „Bevölkerungsschutz“ als übergreifenden Begriff vor.

Belit Onay, Oberbürgermeister von Hannover, sagte, dass technische Anforderungen an Digitalisierung im Bereich der Schadensbekämpfung eine wichtige Rolle einnehmen. „Auch die Warnung vor einem Schadensereignis muss weiter optimiert, verfügbare technische Möglichkeiten müssen genutzt werden“, sagte er in seinem Grußwort. Hannover habe mit dem Aufbau eines modernen Sirenennetzes begonnen. Hinzu kommen Schulung und Aufklärung der Bevölkerung, um die Eigenhilfe zu fördern.

DFV-Präsident Karl-Heinz Banse bekräftigte: „Ich rufe die Verantwortlichen in der Politik auf: Sorgen Sie dafür, dass die organisatorischen Veränderungen umgesetzt, die Feuerwehren eingebunden und die nötigen Geldmittel uneingeschränkt zur Verfügung gestellt werden.“

Feuerwehrrente als Anreiz für langfristiges Engagement

„Lassen Sie uns gemeinsam mit Zuversicht den Weg aus der Krise gehen!“, so DFV-Präsident Karl-Heinz Banse in seiner Rede. Er warf die Frage auf, wie die Feuerwehren in Zeiten von nur kurzer „Verweildauer“ in vielen Ehrenämtern auch in Zukunft die Menschen in ihren Reihen auch über Jahrzehnte halten können. „Gefahrenabwehr ist eine Aufgabe der staatlichen Daseinsvorsorge, die ohne ehrenamtliches Engagement zusammenbrechen würde. Als weiteren Baustein, um ehrenamtliche Motivation weiter zu entwickeln und nachhaltig zu stärken, will der Deutsche Feuerwehrverband den Weg für eine ,Feuerwehrrente‘ ermöglichen“, erklärte Banse. Feuerwehrangehörige, die vor dem Erreichen der Grenze der Regelaltersgrenze in Rente gehen wollen, erhalten damit Unterstützung beim „Rückkauf“ der Abschläge innerhalb des gesetzlichen Rentenversicherungssystems. „Wir wollen hiermit die Einsatzkräfte ab 50 Jahren gezielt halten: Wir brauchen ihre Erfahrung!“, sagte Banse.

„Das ehrenamtliche Engagement zu würdigen, ist der Bundesregierung eine Herzensangelegenheit“, erläuterte Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Er lobte vor allem die Arbeit in den Kindergruppen und Jugendfeuerwehren. „Wenn ehrenamtliche Feuerwehrangehörige früher in Rente gehen, sollen mit der ,Feuerwehrrente‘ die Abschläge ausgeglichen werden. Dies wird nun in einigen freiwillig teilnehmenden Kommunen getestet. Die Deutsche Rentenversicherung Bund wird beim Verwaltungsaufwand, der hierbei für die Versicherten, aber auch die Kommunen, anfällt, unterstützen“, versicherte der Staatssekretär.

Spende für Jugendfeuerwehren, Preis für innovative Ideen

Im Rahmen der 69. Delegiertenversammlung wurde symbolisch die Summe von 85.000 Euro der Aktion „Florians Kruste“ für die Jugendfeuerwehren in Deutschland überreicht. Der Deutsche Feuerwehrverband und die Deutsche Jugendfeuerwehr leben eine Kooperation mit der Bäcker- und Konditorengenossenschaft BÄKO und dem Zutatenhersteller CSM Ingredients: Pro verkauftem Brot innerhalb der Aktion werden 20 Cent an die örtliche Jugendfeuerwehr gespendet. Von Herbst 2021 bis Frühjahr 2022 wurden 425.000 Brote verkauft. „Sprechen Sie die lokale Bäckerei einfach an, damit eine tolle Aktion für die örtliche Jugendfeuerwehr stattfinden kann“, erklärte Frank Breuer, Trademarketing Manager Ingredients DACH & NORDICS bei CSM Bakery Solutions.

Die öffentlichen Versicherer verliehen gemeinsam mit dem DFV den „IF Star“, die Auszeichnung für innovative Schutzkonzepte und Neuentwicklungen bei deutschen Feuerwehren. Erneli Martens, DFV-Bundesbeauftragte für Feuerwehrseelsorge, hatte im Rahmen der Delegiertenversammlung auch über die Kraft der Hoffnung gesprochen. Sie berichtete von einem Kameraden im Ahrtal, der mitten im Einsatz einen kleinen, versteckten Jungen fand, der seine Eltern aus den Augen verloren hatte: „So wächst die Hoffnung gegen den Augenschein. Hoffnung ist eine große Kraft zum Leben. Sie ist eine gelebte Wirklichkeit. Mit ihr gewinnen wir das Leben, auch über den Einsatz hinaus.“

DFV-Präsident Karl-Heinz Banse zeichnete Dieter Rohrberg, Leiter der Feuerwehr Hannover, sowie General Kruk (in Abwesenheit) mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold aus. Deputy Director Waskowski verlieh er das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber.

Hinweis für die Presse: Bilder der 69. Delegiertenversammlung werden unter https://www.feuerwehrverband.de/presse/bilder/ veröffentlicht.